Die 6 größten Irrtümer über Minimalismus mit Kindern

Ich rede oft über Minimalismus, klar. Dabei begegnen mir immer wieder die gleichen Irrtümer über Minimalismus mit Kindern.

Irrtum 1: „Minimalismus ist nichts für uns, meine Kinder sollen nicht im Mangel aufwachsen.“

In einem Online-Kurs (nicht zu Minimalismus) erfuhr eine andere Teilnehmerin im Rahmen einer Aufgabe, worum es in meinem Blog geht.

„Interessant“, schrieb sie. „Ich würde das für meine Kinder zwar nicht wollen, dieses Mangelgefühl, aber das muss ja jeder selber wissen.“

Ich könnte mich jetzt darüber aufregen, was da alles drinsteckt. Aber ich habe schon gut gelernt, mich nicht mehr so viel aufzuregen. Einatmen, ausatmen.

Diese Frau war sicher, dass Kindern in minimalistisch lebenden Familien etwas fehlt. Dass sie im Mangel leben müssen. Verzichten im negativen Sinn also. Dass sie das, was sie eigentlich brauchen, nicht haben dürfen.

Ich sage: Das stimmt nicht. Minimalismus wie ich ihn sehe hat nichts mit Mangel zu tun. Was die Kinder brauchen, bekommen sie auch (vielleicht sogar besonders?) in einer minimalistischen Familie.

Im Minimalismus schauen wir, was wir wirklich benötigen. Das sind auch Dinge, die zwar nicht lebenswichtig sind, die wir aber – aus dem einen oder anderen Grund – wichtig finden.

Das gilt auch für Kinder. Sie finden andere Dinge wichtig als Erwachsene, und somit definieren auch sie schon ihren eigenen Minimalismus. Wir als Eltern müssen nur zuhören, sie ernst nehmen und ihnen auf ihrem Weg und mit ihren Entscheidungen altersgerecht helfen.

Dann fehlt ihnen nichts und sie verspüren auch keinen Mangel. Im Gegenteil:

Sie bekommen alles, was sie brauchen. Aber sie lernen, zu merken, was sie brauchen, um zufrieden zu sein – und dass das manchmal weniger ist als die Welt ihnen weismachen will. Das ist eine sehr wertvolle Fähigkeit.

Lesetipp: Was ist eigentlich Minimalismus?

Lesetipp: Warum Minimalismus? Die 37 besten Vorteile des minimalistischen Lebens

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Irrtum 2: „Es gibt mit Kindern zu viel Kram, da geht Minimalismus nicht“

„Kinder brauchen viele Dinge – also haben Kinder viele Dinge – also ist Minimalismus mit Kindern nicht möglich.“

Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Klar, Kinder brauchen Dinge. Wie viele – das wird oft überschätzt. Auch Kinder brauchen viel, viel weniger, als die Gesellschaft und vor allem die Werbung uns alle glauben machen will.

Und wir als Eltern haben es in der Hand, den Kindern Wege zum zufriedenen (!) Weniger zu zeigen. Dann haben sie auch nicht Unmengen an Kram.

Der Weg aus diesem etwas unlogischen Teufelskreis „Kinder = viel Kram = Minimalismus geht nicht“ ist ganz einfach mit einem kleinen Umdenken:

Jedes Kind ist eine Person. Jede Person hat Bedarf nach gewissen Dingen. Die Familie hat mit dem Kind eben ein Mitglied mehr als ohne – und entsprechend mehr Dinge.

Wenn du dir das klar machst (und es akzeptierst!), sind die Dinge deines Kindes kein Störfaktor mehr (und erst recht kein Grund, wieso Minimalismus „nicht geht“), sondern haben ihre ganz eigene Berechtigung und sind Teil Eures Familien-Minimalismus. Weil sie für eines Eurer Familienmitglieder wichtig sind.

Spezial-Irrtum: „Wir kriegen unser erstes Kind, jetzt endet wohl der Minimalismus?!?“

Auch bei Babys endet der Minimalismus nicht. Auch Babys brauchen viel, viel weniger als wir alle immer so denken. Jedes junge Erst-Eltern-Paar kann Minimalismus mit Baby wunderbar weiterleben. Baby kommt dazu – als Person mit ein paar wichtigen Dingen. Sonst nix.

Lesetipp: Minimalismus mit Baby

Lesetipp: Was braucht man am Anfang wirklich für ein Baby – und was nicht?

Irrtum 3: „Mit Kindern liegt Spielzeug immer herum, es ist nicht ordentlich, also nicht minimalistisch“

Minimalismus ist nicht das Gleiche wie Ordnung.

(Wenn Minimalismus dazu führen würde, dass es zuhause immer ordentlich ist, dann hätte ich das der Welt schon verkündet. Aufräumen muss man schon immer noch, statt Dinge einfach herumliegen zu lassen.)

Das Gute ist: Es geht schneller, wenige Dinge aufzuräumen als viele Dinge.

Das gilt für Erwachsene und Kinder. Ok, die meisten Kinder sind ganz vielleicht ein klitzekleines bisschen unordentlicher und chaos-geneigter als die meisten Erwachsenen. Trotzdem ist das Thema Aufräumen ein eigenes Thema und kann in jeder Familie so oder so laufen – ob nun mit oder ohne Minimalismus.

Und was auch nicht stimmt: Dass Minimalismus nur da „geht“, wo es ordentlich ist. Minimalismus ist keine Aufräum-Weltmeisterschaft, sondern ein Lebensstil. Mit Betonung auf „Leben“.

Wer lebt, benutzt seine Sachen – und lässt sie auch mal liegen, weil [x-beliebige alltägliche Ablenkung einsetzen]. Wer sie nie benutzt, könnte sie ja auch gleich aussortieren.

Übrigens: Lass dich nicht von diesen 1000000 Fotos auf Instagram und co beirren, auf denen Minimalismus immer mit weißen, leeren Zimmern daherkommt, in denen höchstens ein Kaktus steht. Klar, so kann ein Zimmer aussehen. Aber irgendwo werden diese Menschen ihre Sachen schon haben 😉

Also: Auch im minimalistischen Haushalt ist es mal unordentlich. Es bleibt ein minimalistischer Haushalt – und nach dem Aufräumen sieht es auch wieder ordentlich aus. Minimalismus und ein bisschen Unordnung schließen sich nicht aus.

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Irrtum 4: „Kinder wollen oder können nicht ausmisten, dann geht ja Minimalismus nicht“

Ich hatte drei erste Male Aussortieren mit Kind im Kinderzimmer. Diese Aktionen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Schon in jungen Jahren waren die Mädels da total verschieden drauf. Später hat es sich bei allen verändert – aber sie machen es immer noch unterschiedlich.

Also: Kinder wollen ausmisten und sie können es auch. Aber in ihrem Tempo, auf ihre Art – und mit unserer Hilfe.

Wenn Eltern die Entwicklung ihres Kindes hier so akzeptieren können wie sie ist, und das kleine Minimalismus-Starterchen dabei entspannt und ohne Druck begleiten, wird Kindelein das Aussortieren lernen wie es auch alles andere lernt. Und es auch gut finden. (Ja, auch Kinder merken die Vorteile von weniger Kram im Zimmer.)

Lesetipp: Ausmisten mit Kindern – Teil 1 (weitere Teile dort verlinkt)

Lesetipp: Ausmisten starten mit Familie

Irrtum 5: Ich kann Erinnerungsstücke an Kindertage doch nicht wegtun!

Doch, du kannst. Du musst dich nicht von deinem Wunsch nach Minimalismus verabschieden, weil du plötzlich alles aufbewahren „musst“, was dein Kind auch nur angehustet hat.

Etwas übertrieben formuliert? Ja.

Ich will damit betonen, dass niemand dir vorschreiben kann, was du aufbewahren „musst“. Und dass diese Dinge oft überbewertet werden. Besonders wenn wir sie lange behalten.

Und dass es überhaupt nicht sicher ist, dass die Kinder später Interesse an diesen Dingen haben werden.

Also sortier den Großteil lieber gleich aus.

(Ist nicht einfach, klar. Dafür ist noch ein eigener Artikel fällig. Komm in den Newsletter, wenn du sofort Bescheid haben möchtest.)

Es ist nicht leicht – aber genau das würde es auch so seltsam machen, den Minimalismus aufzugeben (im Sinne von: Unwichtige Sachen herumstehen haben): Nur weil es jetzt abgelegte Babyklamotten, Zahnspangen, Kindergemälde und Co gibt, sollst du das Aussortieren aufhören? Nein! Gerade für solch schwierige Dinge ist doch die Fähigkeit unersetzlich, sich auch mal friedlich zu trennen.

Lesetipp: Ich kann das nicht wegwerfen

Irrtum 6: Ich muss das doch für die Kinder (und Enkelkinder) aufbewahren, also wird es eh immer mehr

Du musst gar nichts!

Du kannst entscheiden, ob du abgelegte Spielsachen, Kleidung oder Bücher für deine Enkel aufheben willst. Weder deine Kinder noch irgendwelche Leute aus Bekanntenkreis oder Medien (die vielleicht finden, „man sollte“ sowas aufbewahren) können dir das vorschreiben.

Deine Kinder werden damit klarkommen, wenn sie das Lego Duplo für deine Enkel woanders beschaffen müssen.

(Dazu soll es auch noch einen eigenen Artikel geben. Info im Newsletter, ist klar.)

So kannst du auch dir – in deinem Leben, heute – und Euch einen Gefallen tun, indem du nicht unheimlich viel Kram herumstehen hast. Sondern dein zufriedenes Leben mit weniger genießen kannst. Minimalistisch!

Irrtümer aufgeräumt?

Also: Minimalismus geht auch mit Kindern. Sehr, sehr gut sogar. Die Kinder bekommen alles, was sie brauchen.

Vor allem (vielleicht sogar mehr als in nicht minimalistischen Familien) Zeit, gemeinsame Erlebnisse und die wertvolle Fähigkeit, zu merken, was ihnen wichtig ist und was nicht. Du machst ihnen damit ein großes Geschenk, davon bin ich fest überzeugt.

Was denkst du über Minimalismus mit Kindern? Schreib mir doch mal einen Kommentar unter den Artikel, ich antworte bestimmt.

Deine Birte

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4 Gedanken zu „Die 6 größten Irrtümer über Minimalismus mit Kindern“

  1. Hallo liebe Birte,

    ich bin vor längerer Zeit schon auf deinem Blog aufmerksam geworden.
    Ich bin ganz deiner Meinung was Minimalismus mit Familie angeht.
    Grade in der heutigen Zeit mit den vielen Ablenkungen und Möglichkeiten bringt es uns wieder ein MEHR an richtiger Familienzeit die wir gemeinsam genießen.
    Das erste Mal ausmisten mit den Kindern war nicht einfach aber wir haben im Gespräch mit den Kindern erläutert um was es uns geht. Dann haben wir uns auf die Dinge konzentriert die die Kinder unbedingt behalten wollten. So herum fällt es Kindern leichter zu verstehen was sie nicht brauchen (zumindest bei unseren).
    Es musste dann auch nicht alles beim ersten Mal weg. Viele Dinge die sie beim ersten sortieren noch unbedingt gebraucht haben sind beim zweiten Mal schon ohne viel Tamtam in die Tüte zum spenden gewandert.

    Und da wir Minimalismus als Lebenskonzept verstehen gibt es auch kein Ende des sortierens… es ist mehr so wie die Gezeiten.. es kommt und es geht ☺️

    Herzliche Grüße

    Antworten
    • Liebe Julia, danke für deine Meinung zum Thema! Schön auch der Hinweis, dass der Fokus auf das, was man behalten möchte, helfen kann. So wird auch die Aufmerksamkeit nicht so sehr aufs Weggeben (das ja schwierig sein kann) gelenkt. Ich bin auch ganz fest davon überzeugt, dass Kinder (und natürlich auch Erwachsene) vor allem Zeit brauchen, um zu den für sie besten Entscheidungen zu kommen. Und dass es, genau wie du schreibst, auch ein Prozess ist von Aussortieren zu Aussortieren. Minimalismus ist ein Weg.
      Ich freue mich sehr, dich hier im Blog dabei zu haben.
      Liebe Grüße, Birte

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  2. Liebe Birte,
    schön, wieder von dir zu lesen. Minimalismus mit Kindern geht. Bei meinen Jungs mehr als bei meiner Tochter. Und ja, Chaos gibt es bei uns täglich. Da sind die Jüngsten sehr fleißig 😉 Jedoch ist das auch schnell wieder aufgeräumt.
    Ich finde, dass unsere Kinder nicht im Mangel aufwachsen. Dadurch, dass sie nicht durch Massen abgelenkt sind und gar nicht wissen, wohin mit ihrer Energie, sind sie sehr viel kreativer. Sie malen und basteln sehr gerne. Früher hatten wir mehr, sehr viel mehr Spielzeug und das flog eigentlich oft nur herum, um Chaos zu erzeugen. Richtig gespielt wurde damit nicht. Jetzt ist ein Spiel erkennbar und es wird intensiver gespielt.

    Leider sind die Familien und mein Mann nicht so eingestellt, was den Minimalismus betrifft. Und es wird geschenkt, was sie meinen, dass es den Kindern gefällt. Das Schöne daran ist, dass die Kinder sich leicht von den Sachen trennen können und verkaufen lassen. So erfüllen sie sich Wünsche, die von ihnen kommen, und es liegt kein Zeug herum, mit dem sie dann vielleicht ein- oder zweimal spielen.

    Lieben Gruß, Suzan

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    • Liebe Suzan,
      wie schön, dich hier wiederzutreffen! Danke für deinen Kommentar. Wie schön, dass du auch so direkte Auswirkungen von weniger Dingen bei deinen Kindern siehst. Ich erlebe auch bei meinen, dass sie Gefallen daran gefunden haben, weniger Dinge zu haben. Natürlich mal mehr, mal weniger und auch eventuell anders als ich es machen würde, aber es sind ja ihre Sachen und sie müssen ihren eigenen Weg finden. Auf jeden Fall kommen sie alle immer irgendwann und sagen, sie wollen mal wieder aussortieren.
      Wenn Ihr unnötige Geschenke an die Kinder bekommt und Euren Weg damit gefunden habt, ist es ja gut. Es ist ja auch nicht die Lösung, wenn es deswegen immer Krach gibt. Wenn man sich dann entscheidet, das Thema gut sein zu lassen und eben im Anschluss zu schauen, was man mit den überzähligen Sachen macht, ist es doch eine gute Lösung.
      Liebe Grüße
      Birte

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