Manchmal ist einfach alles zu viel. Dir auch?
Einfach alles zu viel – steckenbleiben in Reinkultur
Wenn einfach alles zu viel ist. Ich geb dir mal ein Beispiel aus dem echten Leben. Wir praktisch, habe gerade eins da (hüstel).
Es war einmal eine Minimalismus-Muddi, die hatte einen neuen Job mit plötzlich mehr Stunden. Dadurch kam sie nicht mehr zu dem, was sie im Haushalt tun wollte, um ihren eigenen – schon eher niedrigen – Ansprüchen zu genügen. So hatten die Wollmäuse Zeit, unter dem Sofa Polka zu tanzen.
Das dauer-fußverletzte Kind wollte trotzdem aufs Trampolin, Skateboardfahren und Eislaufen. Ein anderes Kind war ein Dauer-Bauchweh-Kind geworden – das war sehr wartungsintensiv und muddiherzensschmerzhaft noch dazu. Besagter Bauch erzwang eine krassomate Ernährungsumstellung mit komplett neuem Kochen, da musste Muddi sich auch erstmal reinfuchsen (und plötzlich dem Kindelein überall, wo es hinging, was geeignetes Essbares mitgeben.)
Und dann war da noch das ganz normale Familienmanagement: Kindergeburtstagsgeschenke, Packlisten für Klassenfahrten, Arzt- und Therapietermine, mist-ach-schon-wieder-vergessene Büchereibücher und, ach ja, der hundertste Schulzettel, auf dem bis zum soundsovielten irgendwas angekreuzt werden muss. Und so weiter, du weißt wovon ich spreche.
Natürlich fielen Minimalismus-Muddi ihre eigentlich geplanten Sporteinheiten komplett hinten runter und der Ärger darüber war auch nicht gerade förderlich für ihre Laune. Er tat sich mit seinem Freund Stress zusammen und zusammen gaben sie Muddi den Rest.
Vielleicht kennst du auch so eine Muddi… der einfach manchmal alles zu viel ist.
Wenn mir alles zu viel ist, merke ich, wie das Notfallprogramm anspringt. Ich schalte auf Überlebensmodus. (Klingt jetzt heldinnenhaft, läuft aber weder besonders geordnet noch aufrecht ab sondern – ja, wie in einem Notfall halt. Details überlasse ich deiner Fantasie.)
Dann reagiere nur noch pur nach Prio. Bin im Feuer-Austret-Modus.
Dann will ich nicht mehr aussortieren. Dann will ich nicht mehr wie sonst alles verschlingen, was meine Lieblings-Minimalist:innen im weltweiten Netz so von sich geben. Und ich will auch niemandem mehr erzählen, wie toll das minimalistische Leben ist. Ich höre sogar auf, mir zu wünschen, ich hätte mehr Zeit für dieses Herzensthema.
Das ist Steckenbleiben in Reinkultur. Traurig, oder?
Nein, eigentlich nicht!
Es ist total ok.
Total ok, wenn Minimalismus-Muddi steckenbleibt.
Total ok, wenn ich steckenbleibe.
Total ok, wenn du steckenbleibst.
Na gut, es ist ok, aber was ist der Ausweg?
Erstmal: Positiv betrachten.
Das Umschalten in den Notfallmodus ist was Gutes. Und zeigt eigentlich, dass Minimalismus-Muddi, du und ich schon viel gelernt haben.
Denn im Grunde ist doch auch das purer Minimalismus: Prioritäten setzen, das Wichtigste zuerst machen. Und das was in dem Gewusel unwichtiger ist als der Rest, kommt in die zweite Reihe.
Außerdem kannst du dir sicher sein, dass alles, was wir vorher schon losgeworden sind, uns jetzt hilft:
Wo das Regal nicht mehr mit Dingsbumsen vollgestellt ist, können wir heute mit einem Wisch staubwischen statt die 87 Irgendwasse einzeln hochzuheben. (Und das ist nur ein – zugegeben etwas altmodisches – Beispiel!)
Und dann?
Vom positiven Denken minimalisiert sich auch nichts von allein, klar.
Der Ausweg ist: Abwarten
Warte friedlich auf bessere Zeiten. Warte auf das Ende des Notfallmodus.
Irgendwann passiert das Wunderbare: Das Minimalisieren ist wieder da. Einfach so! Es meldet sich von ganz alleine. Denn es ist dir eigentlich wichtig und hat in der zweiten Reihe ganz geduldig auf den richtigen Moment gewartet.
Und plötzlich hast du wieder Bock. Kriegst diesen Minimalisierblick. Und nimmst Stück für Stück deine Projekte wieder auf.
Es dauert manchmal, bis die Minimalisier-Lust zurückkommt. Manchmal auch ziemlich lange. Aber das macht nichts.
Minimalismus hat keine Eile. Denn er ist kein Ziel. Sondern ein Weg, der genau so lang ist, wie er sein muss.
Denk daran, wenn dir mal wieder alles zu viel ist.
Danke für deine Zeit und Aufmerksamkeit.
Birte
PS: Bild von Peggy_Marco via pixabay. Danke!
Wunderbar geschrieben und den Nagel auf den Kopf getroffen 🙂
Das Ausmisten ist bei mir zwar auch absolut notwendig aber vor unserem Urlaub letzte Woche waren andere Dinge neben der Arbeit halt wichtiger, damit es nicht total gestresst in den Urlaub geht, wie z.B. das Kleinschnippeln und Einfrieren des restlichen Gemüses im Kühlschrank, Bügeln (nur das notwendigste), Koffer packen.
Liebe Grüße, Ulrike
Liebe Ulrike,
danke für deinen Kommentar. Ja, man muss auch auf sich achten, das merke ich auch in stressigen Zeiten. Da müssen dann eben Prioritäten gesetzt werden… Ich hoffe Ihr hattet einen schönen Urlaub! Liebe Grüße, Birte