Kindersachen aussortieren – allein oder mit Kind? Und was mich an diesem Thema total stört! (Ausmisten mit Kindern – Teil 1)

Dies ist Teil 1 meiner Artikelserie „Ausmisten mit Kindern“: Solltest du allein im Kinderzimmer ausmisten oder mit deinem Kind? Letzteres kann ja immerhin ganz schön zeitraubend, nervenaufreibend und erfolglos sein…

Die Artikel der Serie:

Das find ich richtig blöd am Thema „Ausmisten mit Kindern“!

(Gemecker überspringen, gleich zur Lösung? Schade! Aber ok, hier lang.)

Ich muss mir mal Luft machen.

Ich trete bestimmt in ein paar Fettnäpfchen und ein paar Leuten zu nahe. Aber es ist wichtig, tut mir leid. Vielleicht kann es ja trotzdem die eine oder den anderen inspirieren.

Darum geht’s:

Ich finde es mega-mega-fies, wenn Eltern heimlich die Sachen ihres Kindes ausmisten!

Das geht für mich nur für ganz kleine Kinder. Vielleicht so bis drei, vier, sehr eventuell auch fünf Jahre, je nach dem, wie dein Kind so drauf ist.

Ganz, ganz kleine Kinder haben es noch nicht so mit Besitz. Am Anfang wissen sie noch nicht mal, dass sie selbst jemand sind und die Sache eine Sache ist. Da stellen die Eltern das Spielzeug eher vorübergehend zur Verfügung, so betrachte ich es. Und tauschen es gegen altersgerechtes neues aus. Maßgeschneiderter Spielzeug-Service sozusagen, im Idealfall.

Etwas später wissen die Kids zwar durchaus, was MEINS heißt, können aber schlicht und einfach noch nicht alleine ausmisten. Sie würden nicht verstehen, warum sie das überhaupt sollen. Trennen könnten sie sich vermutlich auch nicht. Und brauchen trotzdem oft neue Sachen, weil sie sich so schnell entwickeln. Das alles in Kombi führt schnell zur Vollvermüllung. Da tust du ihnen einen Gefallen damit, Dinge, mit denen sie nicht spielen (!!!) aus ihrem Zimmer zu entfernen (sie aber bei Unsicherheiten erstmal irgendwo unsichtbar zwischenzulagern für alle Fälle).

Aber: Es kommt der Zeitpunkt, da ist es für ein Kind wichtig, dass sein Bereich, sein Eigentum, sein Besitz respektiert wird.

Woran du das erkennst? Frag ehrlich dein Gefühl. Ich glaube, du wirst es merken.

Versetzen wir uns doch mal rein: Wie würden wir es wohl finden, wenn wir abends nach Hause kommen und irgendjemand hätte (egal ob wohlmeinend oder nicht) einen Teil unserer Sachen abtransportiert? Einfach weggenommen? Geklaut? Ja, so sehe ich das. Geklaut!

Also ich wäre richtig sauer! Enttäuscht! Und mein Vertrauen in den Menschen, der das gemacht hat, würde einen Knacks kriegen. Es muss doch jeder und jede respektieren, was meins ist!

Und ich glaube ganz fest, dass es Kindern (die nicht mehr ganz klein sind) genau so geht. Kann doch eigentlich gar nicht anders sein!

Früher dachte ich, naja, man kann es halt so sehen oder so. Manche Eltern misten halt lieber heimlich aus, manche machen das mit ihrem Kind zusammen. Persönliche Geschmackssache.

Dieser Ansicht bin ich nicht mehr. Ich finde es nur noch falsch, älteren Kindern ihr Zimmer auszumisten, wenn sie nicht da sind.

Endlich Ausmisten - die Checkliste mit Fragenfinder, hier anfordern.

So, nun aber Schluss mit Gemecker und nochmal geordnet als wichtiger erster Tipp der Serie zum Thema Ausmisten mit Kindern:

Kindersachen aussortieren – allein oder mit Kind?

Das Ausmisten im Kinderzimmer solltest du (außer bei ganz kleinen Kindern) immer gemeinsam mit deinem Kind machen. (Wenn du wissen willst warum, musst du doch das Gemecker lesen.)

Ja, es dauert länger und man schafft nicht so viel auf einmal.

Ja, es ist anstrengender.

Ja, die „Ausbeute“ wird (zumindest am Anfang) viiiiel kleiner sein als wenn du es allein gemacht hättest. (Beim ersten Ausmisten mit einem meiner Mädels hatte ich am Ende genau zwei (!!!) ziemlich kleine Dinge in meiner dann doch viel zu großen Kiste).

Und trotzdem lohnt sich der Aufwand, die Zeit, die Mühe und die Geduld. Denn:

  • Dein Kind lernt Schritt für Schritt, wie Loslassen geht. Es lernt sich selbst kennen, wie es beim Ausmisten funktioniert. Was es kann, welche Methode ihm hilft und so weiter.
  • Dein Kind kann da entspannt rangehen, weil es weiß, dass niemand ihm etwas wegnehmen wird. Ganz locker lernen, welche Vorteile es mit weniger Kram hat. Aussortieren (Minimalismus gar) lieben lernen.
  • Dein Kind vertraut dir, weil du es nicht hintergehst. Es kann mit dir ein Team sein, Ihr könnt zusammen die Herausforderung annehmen. Wie schön!

Denk dran:

Ausmisten ist schwierig, auch für dein Kind. Es ist mindestens genau so in all den Fallen gefangen, die uns Erwachsenen auch oft genug das Aussortieren schwer machen. UND es hat am Anfang noch keine Erfahrungen mit dem Weggeben von Sachen – also auch nicht erlebt, dass es nicht schlimm ist.

Also hab Geduld und betrachte dich als Ausmist-Helfer*in. Das ist fair und auch langfristig die bessere Idee.

Danke, dass du für dein Kind held*innenhaft bist.

Deine Birte

PS:

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4 Gedanken zu „Kindersachen aussortieren – allein oder mit Kind? Und was mich an diesem Thema total stört! (Ausmisten mit Kindern – Teil 1)“

  1. Liebe Birte
    ja, unbedingt mit Kind. Das hat mich schon oft genervt und ich musste oft sehr viele Kompromisse machen. Aber wie sollen es die Kids denn lernen, wenn ich ihnen die Bude aufräume?
    Ich habe ja den Verdacht, dass das Schwiegermutti jeweils gemacht hat. Mein Männe hat nämlich vor nichts so Angst, wie dass ich etwas von seinen Sachen wegwerfen könnte. Der hat ein regelrechtes Trauma.
    Also: Meine Kids müssen mithelfen.
    Herzliche Grüsse Karin

    Antworten
    • Liebe Karin,
      finde ich gut. Ich denke man kennt schon das eigene Kind und kommt dahinter, ob es was dagegen haben wird oder nicht. Aber da sollte man dann auch ehrlich mit sich sein. Auch wenn es, gelinde gesagt, schon mal eine Herausforderung sein kann, wenn das Aussortieren so schleppend geht, auch wenn man genau weiß, dass Dings XY nicht mehr benutzt wird. Aber die Vertrauensbasis ist so wichtig. Danke für Deinen Kommentar!
      Liebe Grüße
      Birte

      Antworten
  2. Liebe Birte,

    mein Kind erstickt in seinem Zeug. Und doch habe ich immer mit ihm ausgemistet. Und siehe da, jetzt kommt er langsam in die Pubertät – und beginnt in großem Stil loszulassen. So, dass ich mir einige Sachen für meine Erinnerungskiste krallen muss. 😚

    Ich erinnere mich, wie meine Eltern mir einen großen Gefallen tun wollten und mir mein neues Zimmer eingeräumt haben, als ich in Urlaub war. Ich war damals fast erwachsen und war richtig wütend. Denn ich wollte dieses Zimmer selbst in Besitz nehmen.

    Selbst und Besitz – das wollen und sollen Kinder alleine regeln (lernen). Mit unserer Unterstützung natürlich.

    Danke für deinen Artikel!

    Liebe Grüße
    Kirsten

    Antworten
    • Liebe Kirsten,
      ich finde es auch schwer mit anzusehen, wenn ein Kinderzimmer so offensichtlich zu viele Dinge beinhaltet. Klar, die Unordnung stört, aber wenn man selbst – so wie ich – mittlerweile viel, viel lieber mit weniger Dingen lebt, ist die pure Anzahl der Sachen im Kinderzimmer noch schwieriger zu ertragen. Allerdings nützt es nichts – der Wunsch, weniger haben zu wollen, muss vom Kind selbst ausgehen. Deshalb leben wir es ihnen vor und zeigen ihnen, so wie du ja auch, wie ausmisten geht. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass es ihnen etwas zeigt, dass sie etwas daraus mitnehmen. Wie zum Beispiel dein Sohn jetzt. Er weiß, dass er die Wahl hat und viele Dinge kein Muss sind.
      Deine Erfahrung von früher finde ich auch sehr bezeichnend – obwohl deine Eltern anscheinend ja gar nichts aussortiert haben von deinen Sachen, war es dir schon zu viel Fremdbestimmung. Und gleichzeitig meinen es alle ja nur gut.
      Sehr interessantes, schwieriges, aber auch lehrreiches Thema, das Ganze.
      Hat sich denn diese Erfahrung in irgendeiner Form auf deine Beziehung zu Sachen etc. ausgewirkt?
      Liebe Grüße
      Birte

      Antworten

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